Christoph Schlingensief

Film
Elfriede Jelinek zählte drei Genies in der deutschen Kultur nach 1945. Neben Rainer Werner Fassbinder und Einar Schleef ist es Christoph Schlingensief, dem sie diesen Titel zuerkennt: Schlingensief, das Wunderkind hinter der Kamera und auf der Bühne, der große Verstörer und der große Kommunikator, der sympathischste Rebell, der sich denken ließ, und ein Mensch ohne Arg.

Nach Super-8-Filmen und einigen Kurzfilmen dreht Schlingensief mit „Tunguska – die Kisten sind da“ 1984 den ersten Langfilm. Es folgt u.a. die „Deutschlandtrilogie“ mit „100 Jahre Adolf Hitler“, „Das deutsche Kettensägenmassaker“ und „Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“. An Frank Castorfs Berliner Volksbühne debütiert er 1993 mit der Inszenierung „100 Jahre CDU – Spiel ohne Grenzen“; danach weitere Arbeiten als Hausregisseur. Seit 1997 entstehen aktionistische Projekte, darunter auf der documenta X und während der Wiener Festwochen die Container-Aktion „Bitte liebt Österreich“. Zur Bundestagswahl 1998 erfolgt die Gründung der Partei „Chance 2000“. Mit "Church of Fear"nimmt er 2003 teil an der 50. Biennale Venedig. Für die Bayreuther Festspiele realisiert er 2004 Wagners „Parsifal“, 2007 im südamerikanischen Manaus „Der Fliegende Holländer“. Seine Volksbühne-Inszenierung „Kunst und Gemüse, A. Hipler“ erhält 2005 eine Einladung zum Berliner Theatertreffen. Im afrikanischen Kamerun plant er den Bau und Betrieb eines Festspielhauses. Dem Phänomen Schlingensief lässt sich vielleicht am ehesten beikommen, indem man ihn von A bis Z zu Worte kommen lässt. Das folgende (hier stark gekürzte) ABC entstand für die Ausstellung „Christoph Schlingensief – 18 Bilder pro Sekunde“ im Haus der Kunst, München, die 2007 kuratiert wurde von Stephanie Rosenthal und Patrizia Dander/Verena Frensch. Der 1960 in Oberhausen geborene Apothekersohn, das Einzelkind Christoph Schlingensief, der in seinen Anfängen auch Assistent von Werner Nekes in Mülheim an der Ruhr war, erlag am 21. August 2010 seiner Krebserkrankung.

Film
Schlingensiefs Lehrer: Werner Nekes
Der Experimentalfilmemacher Werner Nekes (1944–2017) war ein Pionier alles Optischen und als Sammler und Bewahrer des Visuellen eine Autorität. Ein Teil seines Nachlasses liegt nun in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität Köln.
Köpfe
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