Im Porträt: Art Cologne

Kunst
Die Art Cologne wurde 1967 auf Initiative der Galeristen Hein Stünke und Rudolf Zwirner im Kölner Gürzenich gegründet. Sie ist die älteste Kunstmesse der Welt. Im Jahr zuvor hatten Stünke und Zwirner den Verein progressiver deutscher Kunsthändler aus der Taufe gehoben, die Keimzelle des heutigen Bundesverbands Deutscher Galerien. Der Verein sollte die erste Kunstmesse organisieren, und er fungiert noch heute als Partner der Kölnmesse.

Die Art Cologne ist ein Kind der 68er Jahre: Man wollte aus der privaten Atmosphäre einer Galerie ausbrechen und das Volk dort treffen, wo man es seit Jahrhunderten in allen Wirtschaftszweigen vermutet: auf Messen und Märkten. Die zeitgenössische Kunst war im Nachkriegs-Deutschland schwer zu verkaufen, und die Museen beschäftigten sich mit jener Avantgarde, die von den Nationalsozialisten diffamiert worden war. Kölns damaliger Kulturdezernent Kurt Hackenberg spendierte den Galeristen den Gürzenich ohne Standmiete, kassierte aber die Eintrittsgelder. Aus ganz Deutschland reiste das Publikum an. Es war jung und neugierig. Das Erfolgsmodell Kunstmesse war geboren.

1968 zog die Messe in die geräumigere Kunsthalle, 1974 in die Rheinhallen, heute sitzt sie in den neuen Messehallen. Es tauchten die ersten Sammler auf. Sie kauften und kauften und kauften. Weltmeister im Sammeln wurde Peter Ludwig. Er und seine Frau Irene beschenkten nicht nur Köln auf fürstliche Weise. Von Anfang an gab es Konkurrenz, die bekanntlich das Geschäft belebt. Da nie alle Galerien teilnehmen durften, die sich bewarben, fanden immer mehr alternative Angebote im Kontext der Art Cologne statt. Beispiele waren oder sind die Veranstaltungen von „Prospect“ in der Kunsthalle Düsseldorf, die „Internationale Kunst- und Informationsmesse“ in Düsseldorf, die „Art.Fair“ als Gegenmesse oder die „Liste Köln“.

Die Art Cologne meldete sich jedoch stets zurück. Das Stimmungsbarometer der Sammler, Besucher und Kritiker schwankte je nach wirtschaftlicher Lage. Die Art Cologne wurde verkleinert oder vergrößert, wurde klassischer oder jünger. 

Heute wird sie begleitet von einem reichen Parallelprogramm. Die ganz jungen Galerien heißen jetzt „New Contemporaries“, ihre Stände werden subventioniert. Auch die früheren „Förderkojen“ haben sich internationalisiert, zumindest dem Namen nach. Sie nennen sich „New Positions“, zeigen aber wie eh und je einen von einer Jury ausgewählten Künstler, und dann öffnet sich noch der „Open Space“, der offene Raum für künstlerische Projekte.

Als der Sammler Harald Falckenberg 2009 den Art-Cologne-Preis erhielt, fragte er sich, warum er als Hanseat Jahr um Jahr auf diese Messe fahre, und gab sich selbst die Antwort: Köln sei im Mittelalter Mitbegründerin der Hanse gewesen. Damals reiste etwa das Ehepaar Dürer von Markt zu Markt und verkaufte auch in Köln seine Kupferstiche. Die Blätter hingen an einem Draht. Heute reichen nicht mehr Bauchladen und primitive Aufhängung zum An- und Verkauf. Auch die Dürer-Blätter sind teurer geworden.

Mehr Kultur aus NRW mit unserem Newsletter

Kulturkenner patternKulturkenner pattern