Anke Engelke

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„Vielseitig“ ist beinahe eine Untertreibung, wenn es darum geht, Anke Engelke zu charakterisieren.

Die in Montreal geborene, in Köln aufgewachsene Künstlerin hat als Komikerin Karriere gemacht. Doch Engelke brilliert auch als Entertainerin, Moderatorin, Sängerin und Schauspielerin. Lohn des Facettenreichtums: Beim 58. Grimme-Preis, der am 26. August in Marl in 16 Kategorien verliehen wird, erhält Anke Engelke die „Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes“. Chapeau!</strong></p><p>Wenn eine Frau im Fernsehen oder auf der Bühne komisch ist, bekommt sie von den deutschen Medien schnell das Etikett „Ulknudel“ aufgeklebt – am besten lebenslänglich; als Vorsichtsmaßnahme: Achtung, die kann nur komisch. Ingrid Steeger kann ein Lied davon singen.&nbsp;<a href="http://www.brainpool.de/bpo/de/stars/ankeengelke/index.html" target="_blank" title="Anke Engelke">Anke Engelke&nbsp;</a>hat diese Zwangsetikettierung selbstbewusst in die Tonne getreten – sie ist halt nicht nur die amüsante „Danke, Anke!“ aus der SAT.1-Wochenshow der 90er Jahre, sondern auch Entertainerin, Moderatorin, Synchronsprecherin, Sängerin und Schauspielerin.<br><br>Geboren 1965 im kanadischen Montreal, wächst sie dreisprachig auf (Englisch, Deutsch, Französisch); 1971 siedelt die Familie nach Deutschland um, in die Nähe von Köln. Als erster Fernsehauftritt ist ausgerechnet eine Sendung der Reihe „Sing mit Heino“ zu verzeichnen, in der sie als Mitglied des Schulchors „Die Sonntagskinder“ auf der Bühne steht. Später folgen ein Duett mit Udo Jürgens und Auftritte in der ZDF-Hitparade als Teil des legendär-zickigen Chors in „Das Lied von Manuel“ von „Manuel und Pony“. In den 80er Jahren moderiert sie u.a. das ZDF-Ferienprogramm für Kinder und die Sportsendung „Pfiff“; als Inbegriff der großen Schwester – etwas altklug, aber mit lässiger Souveränität. Ab 1986 arbeitet Engelke beim damaligen Südwestrundfunk (SWF) in Baden-Baden als Redakteurin und Moderatorin. Seit 1989 ist sie ständiges Bandmitglied und, neben ihrer Schwester Susanne, Sängerin bei „Fred Kellner und die famosen Soulsisters“.<br><br>Als Ensemblemitglied der wöchentlichen Nachrichten-Comedy „Die Wochenshow“ wurde Engelke ab 1996 bundesweit bekannt, hier entstanden ihre legendären Figuren wie die nölig-minderbemittelte „Ricky“ und deren „Pop-Sofa“ – die Parodie auf die damals erfolgreiche Mädchenband „Tic-Tac-Toe“, oder ihre Version der SPD-Politikerin Regine Hildebrandt, die fast nicht mehr vom Original zu unterscheiden war.<br><br>Nach dem Ende der „Wochenshow“ im Jahr 2000 folgten Kinorollen in „Liebesluder“ und „Vom Suchen und Finden der Liebe“ und die eigene Comedy-Reihe „Anke“, in der sie eine Daily-Talk-Moderatorin spielte. 2002 startete ihre erfolgreiche Sketch-Comedy „Ladykracher“, die, mit Unterbrechungen, bis heute produziert wird – voller Frauenfiguren, die Anke Engelke albern-genial verkörpert. Dabei beweist sie Mut zur Hässlichkeit wie einst Iris Berben in „Sketchup“ und ist stolz darauf, wie sich „Ladykracher“ in den Jahren weiterentwickelt hat, weg von der Kracherpointe am Ende eines Sketches hin zu kleinen, tragikomischen Szenen des Alltags, teils ins Absurde übersteigert. Was sie aber nicht darin hindert, sich eine Nase in Penis-Form ins Gesicht kleben zu lassen, wenn es der Sache dient.<br><br>Sie kann aber auch anders – beispielsweise in „Blind Date“, einer Impro-Reihe mit Olli Dittrich, in der die beiden ohne Drehbuch und ohne zu wissen, welche Figur der andere spielt, aufeinander treffen. Etwa als Kölner Taxifahrerin Ruth, die in der Folge „Taxi nach Schweinau“ einen Hessen zur Testamentseröffnung seines verstorbenen Vaters chauffiert – wie sich Engelke und Dittrich eine Stunde als fremde Figuren annähern, war zu recht den Grimme-Preis in Gold wert. 2004 bekam Engelke, in Nachfolge von Harald Schmidt, der SAT.1 in Richtung ARD verlassen hatte, ihre eigene „Anke Late Night“ – die aber nach einer Saison wieder abgesetzt wurde.<br><br>Neben „Ladykracher“ moderiert sie Shows mit internationaler Ausrichtung wie den „Eurovision Song Contest 2011“ oder die jährlichen Berlinale-Galas; elegant, witzig und zwischen drei Sprachen umherspringend. Seit 2007 spricht Engelke die deutsche Synchronstimme von Marge Simpson, zudem ist ihre Stimme in Animationsfilmen wie „Horton hört ein Hu“ und „Findet Nemo“ zu hören.<br><br>Mit ihrem Kollegen <a href="http://bastianpastewka.de/" target="_blank" title="Bastian Pastewka">Bastian Pastewka</a> hat sie sich das bisher eigentlich unparodierbare Genre der Volksmusik vorgenommen – als Marianne &amp; Michael-Verschnitt „Wolfgang und Anneliese“ präsentierten sie einige Weihnachts- und Frühlingsshows, schlingernd auf der Grenze von Realität und Absurdität. Pastewka und Engelke arbeiten seit „Wochenshow“-Zeiten zusammen, so auch in einigen Folgen von „Pastewka“, der eigenen Comedy-Show des Komikers. In der sehenswerten Folge „Der Aufzug“ spielen sich die Beiden selbst, und bleiben am Abend der Grimmepreis-Verleihung samt Preis und einer Flasche Sekt im Aufzug stecken. Wie Engelke in dieser Folge dem Affen Zucker gibt und das Bild der netten, lustigen Anke durch das eines zickig-arrogant-sarkastischen Nervenbündels ersetzt, das hat wirklich große Klasse. Von wegen Ulknudel.</p>

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