Legendär: der Ratinger Hof

Musik
Im Ratinger Hof könnten bald wieder die Lichter angehen: Die Veranstaltungsfirma D.Live soll dabei helfen, ein Konzept zu entwickeln - dann werde laut Stadt ein Betreiber gesucht.

"Der Fortbetrieb des Ratinger Hofs als Live-Musik-Club wird von der Landeshauptstadt Düsseldorf als essenzieller Baustein der Düsseldorfer Musiklandschaft wahrgenommen", hatte es Anfang September 2024 vonseiten der Stadt Düsseldorf geheißen. Der Ort solle als kulturelle Veranstaltungsstätte erhalten und jungen Künstler*innen zugänglich zu machen. Dafür werde die Veranstaltungsfirma D.Live den Ratinger Hof anmieten und ein Betreiberkonzept entwickeln.

Fest steht: Besonders ist der Ratinger Hof in jedem Fall - und nicht unbedeutend für die Musikgeschichte der Stadt: Mitte der 70er sah der Ratinger Hof nicht gerade nach Avantgarde aus: "Die Decke war mit Sternchen bepinselt. Die Theke war Rock'n'Roll-mäßig bemalt. Panther und so. Das hatte alles diesen Späthippiemuff kombiniert mit Roxy-Music-Flair", erinnert sich der Maler Markus Oehlen, einer der vielen Stammgäste aus der nahe liegenden Kunstakademie.

Musik
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Dann kam Carmen Knoebel und krempelte die Kneipe um: "Wir haben einen ziemlichen Kahlschlag vorgenommen. Die Einflüsse dafür kamen aus der Kunst. Einfach von einem radikalen Denken her. Saubermachen. Clean." Knoebels Mann Imi baute farbiges Neonlicht ein, hängte unverschnörkelte Spiegel an die Wand, stellte ein paar Stehtische auf. Es sah ein bisschen nach Bahnhofsvorhalle aus.

Spätestens ab 1977 entwickelte sich der Ratinger Hof zur Keimzelle des Punks in Deutschland, zu einem einzigartigen Raum, in dem Künstler, Musiker und allerlei "Kaputtnicks" (Oehlen) zusammenkamen und sich gegenseitig inspirierten. Neben Punkbands wie Male, KFC und ZK (später Die Toten Hosen) gingen aber auch experimentellere Acts wie Der Plan, DAF und die Fehlfarben aus der Hof-Szene hervor.

Diesen Bands, aber auch den vielen anderen Künstlern, war Knoebel eine inspirierende Gastgeberin mit hoher Chaos-Toleranz. Für das Entstehen einer eigenständigen, innovativen deutschen Popmusik gab es ein paar Jahre lang keinen wichtigeren Ort im Land als den Ratinger Hof. Bis die Neue Deutsche Welle kam. Aber das ist eine andere Geschichte.

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