Natürlich darf man sich fragen, ob wirklich jeder Roman, der in den vergangenen Jahren für mehr oder weniger großes Aufsehen gesorgt hat, für die Bühne adaptiert werden muss. Auch Nuran David Calis‘ Uraufführung von Stawrula Panagiotakis Fassung von Emine Sevgi Özdamars „Ein von Schatten begrenzter Raum“ muss sich diese Frage gefallen lassen. Aber in diesem Fall lässt sie sich vielleicht etwas einfacher als sonst beantworten. Schließlich erzählt Özdamar von einer jungen Theaterschauspielerin, die in den 1970er Jahren aufgrund der Militärdiktatur die Türkei verlässt. "Ein von Schatten begrenzter Rau" ist eben nicht nur ein Versuch, die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit den Mitteln der Kunst und der Sprache zu reflektieren. Er erzählt auch ein Stück Theatergeschichte. Nachdem die Protagonistin ihre türkische Heimat verlassen hat, geht sie nach Berlin, lernt an der Volksbühne den Regisseur Benno Besson kennen und folgt ihm nach Paris, wo sie mit ihm an seiner nächsten Inszenierung arbeitet. Sie blickt dabei immer wieder zurück in die Vergangenheit, erzählt vom Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Griechenland nach dem Ersten Weltkrieg, von deportierten Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki und von vertriebenen und ermordeten Menschen aus Armenien. Mit ihnen gemein hat die Erzählerin die unermessliche Sehnsucht der Menschen im Exil. Das Theater und die Menschen spenden ihr Trost, geben schöpferische Kraft und werden ihr ein neues Zuhause.

Am 8. Mai 2024 findet die Uraufführung statt.

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