Schloss Augustusburg und Falkenlust

OrteBrühlSchlösser
Seit 1984 gehören die Schlösser Augustusburg und Falkenlust zum UNESCO-Welterbe. Die Barockschlösser in Brühl ziehen jährlich Hunderttausende von Besucher*innen an. Das Kernstück von Schloss Augustusburg ist das zentrale Treppenhaus Balthasar Neumanns – ein Ort, der nicht bloß als Juwel der Architektur und Raumgestaltung glänzt, sondern auch als stufenförmige Bühne für Konzerte.

Der Besuch der Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl startet am besten mit dem Zug. In einer Zeit, da die Bahn als technisches Wunderwerk galt, wurde die „Eisenbahn“ bei der Schlosspark-Gestaltung mitgedacht. Nicht nur, dass die rasenden Züge seit Eröffnung der Strecke zwischen Köln und Bonn im Jahr 1844 als Inszenierungselement in die Parkgestaltung miteinbezogen wurden: Wer am Brühler Bahnhof aus dem Zug steigt, steht schon fast im Schlosspark und genießt den Panorama-Blick auf das Rokoko-Juwel. 1984 wurde es von der UNESCO auf die Liste des zu schützenden Welterbes aufgenommen, geadelt war es da längst durch die Regierung in der nahen Bundeshauptstadt Bonn, die es als schmückende Kulisse für Staatsempfänge nutzte. Vielleicht war nur der (übrigens dreimalige) Besuch der britischen Königin Elizabeth II. bislang angemessen für den ausufernden Prunk, mit dem der Erbauer, Kurfürst und Erzbischof Clemens August von Köln, seine Gäste mit dem ersten Schritt aus der Kutsche schon im offenen Treppenhaus überwältigen wollte.

Diese Aufgabe gelingt dem Bauwerk noch heute innerhalb von Sekunden. Mit hochgerecktem Kopf versuchen die mehr als 100.000 jährlichen Besucher die Stuck- und Marmorpracht zu fassen, und dabei noch einigermaßen angemessen Stufe um Stufe hinaufzusteigen. Geschaffen hat das Meisterwerk an Eleganz und verspielter Klarheit der bedeutende süddeutsche Barock-Baumeister Balthasar Neumann in den Jahren 1740-60. Es ist vielleicht das einzige Treppenhaus, das Klassikvirtuosen betreten, um darin Konzerte zu geben. Wer einmal die Chance hat, eins zu besuchen, sollte sie unbedingt nutzen, das Haydn-Festival im August bietet dazu die beste Gelegenheit.

Das Staatsappartement und die weiteren Säle und Gemächer sind nicht ganz so aufwendig gestaltet. Sie zeigen aber auch, warum Clemens August heute noch eher als Prunkfürst denn als politisch entscheidende Figur bekannt ist. Wegweisend war immerhin seine Auswahl der Stilelemente: Das gelbe Appartment, sein „privates“ Wohnquartier, weist ab 1725 die frühesten Dekorationsformen des Rokoko-Stils in Deutschland auf. Bis zur Fertigstellung des Schlosses, 1768, wachsen die frühen Rokoko-Knospen im wahren Sinne zu ausgereiften Ranken – der neue Stil ist etabliert.

Schloss Augustusburg – auch als Schloss Brühl bekannt – lässt staunen und birgt die ein oder andere Überraschung. Etwa ein Speisezimmer, das über und über mit holländischen Fayencefliesen ausgestattet ist. Kalt wirkt es auf diese Weise – und das zu Recht, es ist das Sommerappartement für warme Tage in der „Sommerresidenz“ der Kölner Kurfürsten. Eine weitere Überraschung bietet sich im Jagdschloss Falkenlust, einem Lustschlösschen par excellence. Hier wähnt sich der Besucher heute in einer bayerischen Enklave. Die rund 10.000 Fayencefliesen tragen die weiß-blaue Raute, das Wappen der Wittelsbacher, denen Clemens August entstammte. Wir kennen es heute vor allem von der Flagge des Freistaats.

Einzigartig ist die gesamte Anlage durch ihre Geschlossenheit. Das kleine Schloss Falkenlust und der barocke Schlosspark gehören untrennbar dazu, die originale Erhaltung war mit ein Grund für die Ernennung zum Welterbe. Zwischen den Großstädten Köln und Bonn gelegen, entführen die Tagträume auf dem Schlossgelände in eine andere Zeit – die des 18. Jahrhunderts natürlich und die der Bonner Republik, als Papst Johannes Paul II. und die Staatspräsidenten Carter, Reagan, Mandela und Gorbatschow zu Gast waren. Die donnernden Schnellzüge, die den Park queren, reißen aus dem Tagtraum. Dann empfiehlt sich dem Gast ein Besuch des Max Ernst Museums oder der gemütlichen Brühler Innenstadt. Beides ist nur ein paar Meter vom Traumschloss entfernt.

Die Brühler Schlösser, Welterbestätte und Gesamtkunstwerk des Spätbarock

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