Im Porträt: Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW

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Seit 2017 leitet Susanne Gaensheimer die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Durch bemerkenswerte Ausstellungen und neue Impulse im Umgang mit der Sammlung hat die Kunsthistorikerin das Profil der NRW-Landesgalerie geschärft.

Als Isabel Pfeiffer-Poensgen Anfang Mai 2022 bekanntgab, dass Susanne Gaensheimer die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen auch in den kommenden sieben Jahren dirigieren wird, also bis 2031, sparte die damalige NRW-Kulturministerin nicht mit Lob. Gaensheimer gehöre „zu den herausragenden Museumsleiterinnen Deutschlands und international“. Die von der Kunsthistorikerin (Jahrgang 1967) in Szene gesetzten Ausstellungen hätten „großen Publikumszuspruch erhalten“. Nicht zuletzt hätten die „neukonzipierten Sammlungspräsentationen im K20 und K21 neue Perspektiven auf die Sammlung ermöglicht“.

Versteht sich, dass solche offiziellen Mitteilungen über die Vertragsverlängerung einer Führungskraft stets mit reichlich Komplimenten unterfüttert werden. Bei Susanne Gaensheimer jedoch entsprechen sie den Tatsachen. Als die Expertin für zeitgenössische Kunst (Promotion über „Aspekte der Gewalt im Werke Bruce Naumans“) 2017 in Düsseldorf antrat, war sie beileibe keine Unbekannte. Vor allem als Direktorin des MMK – Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main (2009– 2017) und zweimalige Kuratorin des Deutschen Biennale-Pavillons (2011 und 2013) hatte die gebürtige Münchnerin bewiesen, dass sie mit der Gegenwartskunst auf vertrautem Fuß steht und zukunftsweisende Akzente zu setzen vermag. Als Leiterin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen trat sie in die ziemlich mächtigen Fußstapfen ihrer Vorgänger Werner Schmalenbach, Armin Zweite und Marion Ackermann. Längst ist nicht nur Kennern der Szene klar, dass Susanne Gaensheimer auf Augenhöhe mit diesen Koryphäen des Kunstbetriebs agiert und kuratiert.

Eindrucksvoll die Reihe jener Ausstellungen, die sie im Stammhaus am Grabbeplatz (K20) und im ehemaligen Ständehaus (K21) realisiert hat. Isa Genzken, Carmen Herrera, Edvard Munch, Pablo Picasso, Gerhard Richter, Thomas Ruff, Hito Steyerl, Ai Weiwei – eine Auflistung, die längst nicht alle Künstler*innen erfasst, denen Gaensheimer eigene Präsentationen gewidmet hat.

Die Kür ist also makellos. Die ‚Pflicht‘, also der Umgang mit der Sammlung, nicht minder: Hier verstand es Gaensheimer, den Kanon der Klassischen Moderne und der europäisch und amerikanisch geprägten Nachkriegskunst um bemerkenswerte nicht-westliche Positionen zu erweitern. Schließlich hat sie die Aufmerksamkeit wiederholt auf bedeutende Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts gelenkt – eine ‚weibliche Note‘, die im Kunstbetrieb lange vernachlässigt worden ist. „Mein Ziel ist, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im Zeichen der Vielstimmigkeit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit weiterzudenken“, erklärte die Direktorin anlässlich der Vertragsverlängerung. Außerdem gehe es ihr darum, „die Veränderung des Publikums und die damit verbundene Rolle der Institution Museum zu reflektieren und das Haus noch weiter zu öffnen“. Klingt gut. Und Susanne Gaensheimer darf man zutrauen, dass sie die hehren Worte in museale Taten umsetzt. Für ihre erste Amtsperiode scheint das biblische Bild der „sieben fette Jahre“ keine Überzeichnung. Mit „sieben mageren Jahren“ für die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ist unter Susanne Gaensheimers Regie nicht zu rechnen.

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